Besuch des Euclid-Teams
Kurz vor der Verschiffung zum Raketenstart nahm das Euclid-Projektteam noch einmal den imposanten Satelliten in Augenschein, der bald die Galaxien-Verteilung im All genauer kartieren wird als je zuvor.
Ende Februar besuchte das Euclid-Projektteam den fast kompletten Euclid Satelliten in Cannes bei Thales Alenia Space. Die 80 Wissenschaftler und Ingenieurinnen konnten dort dem Raumschiff vor seiner Verschiffung einen letzten Besuch auf europäischem Boden abstatten. Mitte April wird der Satellit per Schiff zum Kennedy Space Flight Center in Florida gebracht und von dort auf seine 1,5 Millionen Kilometer lange Reise zum L2 Lagrangepunkt starten.
Euclid wird mindestens 5 Jahre lang die größte und bislang mit Abstand genaueste dreidimensionale Karte der Galaxien-Verteilung am Himmel erstellen, sowie deren Form kartieren. Mit Hilfe dieses einmaligen Datensatzes werden zwei der brennendsten Fragen der modernen Physikuntersucht werden: die Eigenschaften der Dunklen Materie und der Dunklen Energie. Diese beiden weitgehend unbekannten Komponenten unseres Universums – die jedoch zusammen mehr als 95% des Energiegehaltes des Weltalls ausmachen – entziehen sich bislang der direkten Beobachtung. Das Team am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) ist seit den frühen Projektphasen in die Planung und Realisierung dieses wissenschaftlichen Großprojektes eingebunden.
„Nach über 14 Jahren Arbeit an Euclid, von den ersten Design-Skizzen bis heute, vor dem fast fertig integrierten Raumschiff in Cannes, bin ich glücklich und berührt zugleich meinen Teil zu diesem Projekt beizutragen“, sagt der deutsche Projektmanager Dr. Frank Grupp vom MPE in Garching. Neben der Koordinierung der deutschen Beteiligung an Euclid war das Team am MPE auch für die Optik des „Near Infrared Spectrometer and Photometer“ (NISP) Instruments verantwortlich.
„Mit Euclid bin ich sozusagen durch Dick und Dünn gegangen; gerade in den ersten Projektjahren war nicht jeder davon überzeugt, ob die am MPE gebaute Nah-Infrarot Optik herstellbar und justierbar ist“, erinnert sich Grupp. „Dies ist das bis dato größte und anspruchsvollste Linsensystem das je für eine Weltraumanwendung gebaut wurde – und es übertraf in den Tests am Boden alle Erwartungen. Wir können heute mit Stolz sagen, dass unser Team am MPE, zusammen mit unseren Partnern in der Industrie, einen zentralen Teil zu Euclid beigetragen hat.“ Auch in der wissenschaftlichen Auswertung sowie in der Überwachung der Optik im Flug wird das MPE weiter eine wesentliche Rolle spielen.
Voraussichtlich im Juli wird Euclid auf einer Falcon-9-Rakete von Space-X zu seiner Mission aufbrechen. „Dann wird es noch einmal spannend. Wenn Euclid die Augen öffnet und die ersten Bilder zur Erde sendet werden wir sehen ob das Gesamtsystem so funktioniert wie erwartet und alle Komponenten den Start und die Abkühlung auf unter minus 140 Grad Celsius gut überstanden haben“, führt Grupp aus. „Wir freuen uns auf faszinierende neue Einblicke in die Entstehung und Entwicklung des Universums.“
Euclid wird vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt DLR gefördert. Neben dem MPE sind das Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) in Heidelberg, sowie das Argelander Institut für Astronomie der Universität Bonn, die Ruhr Universität Bochum und die Universitäts-Sternwarte der LMU in München die deutschen Projektpartner bei der wissenschaftlichen Definition und Ausarbeitung von Euclid.