Frank Eisenhauer erhält Preis für Instrumentenentwicklung 2023
Die deutsche Astronomische Gesellschaft ehrt Professor Frank Eisenhauer, Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE), mit dem Preis für Instrumentenentwicklung 2023 für seine herausragenden Beiträge zur Entwicklung von innovativen komplexen Infrarotinstrumenten für bodengebundene Großteleskope.
Bereits seit vielen Jahren entwickelt Frank Eisenhauer am MPE gemeinsam mit Nobelpreisträger Reinhard Genzel ausgefeilte Experimente, um insbesondere das Zentrum unserer Milchstraße immer genauer unter die Lupe zu nehmen. In den letzten Jahren gelangen der Gruppe mit dem aktuellen GRAVITY-Instrument gleich mehrere Durchbrüche: die mehrfache Bestätigung der Allgemeinen Relativitätstheorie nahe dem supermassereichen Schwarzen Loch im Zentrum unserer Milchstraße; die Beobachtung des heißen Gases, das mit 30% der Lichtgeschwindigkeit ganz nahe am Punkt ohne Wiederkehr um dieses Schwarze Loch kreist; den detaillierten Blick auf den Gravitationsstrudel riesiger schwarzer Löcher in weitentfernten Galaxien; und die ersten Beobachtungen von Exoplaneten mittels Interferometrie zur Untersuchung ihrer Atmosphären mit bis dahin unerreichter Empfindlichkeit.
Um die für derartige Beobachtungen nötige, besonders hohe Auflösung zu erhalten, schaltet das von Eisenhauer geleitete GRAVITY-Experiment die vier 8m-Teleskope der Europäischen Südsternwarte zu einem virtuellen Teleskop mit 130 Metern Durchmesser zusammen. Diese Technik der Interferometrie wird im Radiobereich schon seit Jahrzehnten angewandt; im infraroten Spektralbereich sind die technischen Herausforderungen allerdings immens, und erst mit GRAVITY ist hier der entscheidende Durchbruch gelungen. GRAVITY wird derzeit mit einem neuen System der adaptiven Optik, Laserleitsternen und erweitertem Gesichtsfeld aufgerüstet. Dieses GRAVITY+ genannte Projekt wird die Interferometrie schon bald auf die nächste Stufe heben, und dann auch den extragalaktischen Himmel für Beobachtungen mit höchster Auflösung erschließen, sowie immer schärfere Bilder für die Beobachtung von Exoplaneten liefern.
Eisenhauer wurde für seine Forschung und Instrumentenentwicklung vielfach ausgezeichnet, so unter anderem mit dem hochdotierten Gruber-Kosmologiepreis, der Stern-Gerlach-Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, der Jackson-Gwilt-Medaille der Royal Astronomical Society, und der Tycho-Brahe-Medaille der Europäischen Astronomischen Gesellschaft. Eisenhauer ist zudem ausländisches Mitglied in der französischen Académie des Sciences.
Die Entwicklung von SINFONI, GRAVITY und GRAVITY+ wurde und wird durch die großzügige Unterstützung der Max-Planck-Gesellschaft und der Max-Planck-Förderstiftung ermöglicht – einer unabhängigen, gemeinnützigen Organisation für private Förderer der Spitzenforschung in der Max-Planck-Gesellschaft.
Die Astronomische Gesellschaft (AG) ist der Berufsverband der deutschen Astronomie und Astrophysik. Sie organisiert wissenschaftliche Tagungen und Konferenzen, fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs und vergibt Preise für herausragende wissenschaftliche Leistungen. Weiterhin zählen die Herausgabe von Publikationen, Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit zu ihren Aufgaben. Die Astronomische Gesellschaft vergibt den Instrumentenentwicklungspreis für den Entwurf, die Entwicklung, den Bau und/oder die wesentliche Verbesserung eines astronomischen Instruments, das zu bedeutenden Fortschritten in der astrophysikalischen Forschung geführt hat.
Die Preisverleihung findet im Rahmen der Jahresversammlung vom 11. bis 15. September in Berlin statt.