Frank Eisenhauer wird neuer Direktor am MPI für extraterrestrische Physik
Der Astrophysiker Frank Eisenhauer baut hochentwickelte Instrumente für die weltweit größten Teleskope und erforscht damit schwarze Löcher und ferne Galaxien mit bisher unerreichter Genauigkeit.
Zum 1. Juni wird Frank Eisenhauer wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE). Bereits seit vielen Jahren entwickelt Frank Eisenhauer am MPE gemeinsam mit Nobelpreisträger Reinhard Genzel ausgefeilte Experimente, um insbesondere das Zentrum unserer Milchstraße immer genauer unter die Lupe zu nehmen. In den letzten Jahren gelangen der Gruppe mit dem aktuellen GRAVITY-Instrument gleich mehrere Durchbrüche: die mehrfache Bestätigung der Allgemeinen Relativitätstheorie nahe dem supermassereichen Schwarzen Loch im Zentrum unserer Milchstraße; die Beobachtung des heißen Gases, das mit 30% der Lichtgeschwindigkeit ganz nahe am Punkt ohne Widerkehr um dieses Schwarze Loch kreist; den detaillierten Blick auf den Gravitationsstrudel riesiger schwarzer Löcher in weitentfernten Galaxien; und die ersten Beobachtungen von Exoplaneten mittels Interferometrie zur Untersuchung ihrer Atmosphären mit bis dahin unerreichter Empfindlichkeit.
Um die für derartige Beobachtungen nötige, besonders hohe Auflösung zu erhalten, schaltet das von Eisenhauer geleitete GRAVITY-Experiment die vier 8m-Teleskope der Europäischen Südsternwarte zu einem virtuellen Teleskop mit 130 Metern Durchmesser zusammen. Diese Technik der Interferometrie wird im Radiobereich schon seit Jahrzehnten angewandt; im infraroten Spektralbereich sind die technischen Herausforderungen allerdings immens, und erst mit GRAVITY ist hier der entscheidende Durchbruch gelungen. GRAVITY wird derzeit mit einem neuen System der adaptiven Optik, Laserleitsternen und erweitertem Gesichtsfeld aufgerüstet. Dieses GRAVITY+ genannte Projekt wird die Interferometrie schon bald auf die nächste Stufe heben, und dann auch den extragalaktischen Himmel für Beobachtungen mit höchster Auflösung erschließen, sowie immer schärfere Bilder für die Beobachtung von Exoplaneten liefern.
Frank Eisenhauer studierte Physik an der Technischen Universität München. Bereits in seinen Diplom- und Doktorarbeiten, die er am MPE, der Technischen Universität und der Ludwig-Maximilians-Universität in München anfertigte, entwickelte er Instrumente, mit denen astronomische Teleskope die theoretisch mögliche Bildschärfe erreichen können. Sehr bald rückte das Schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstraße in den Fokus seiner Forschung, und er leitete mit SINFONI und GRAVITY die zwei großen, internationalen Experimente, um dieses erst nachzuweisen und dann immer genauer zu vermessen. Frank Eisenhauer lehrt als außerplanmäßiger Professor an der Technischen Universität München Astrophysik und hochauflösende Astronomie.
Eisenhauer wurde für seine Forschung und Instrumentenentwicklung vielfach ausgezeichnet. Im Jahr 2022 wurde die „beispiellose und exquisite“ Präzision seiner Instrumente mit dem prestigeträchtigen Gruber-Kosmologiepreis gewürdigt, im selben Jahr erhielt er zum einen die Stern-Gerlach-Medaille, die höchste Auszeichnung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft für experimentelle Physik für seine Pionierarbeit in der hochauflösenden Infrarotastronomie, sowie die Jackson-Gwilt-Medaille der Royal Astronomical Society für seine Entwicklung astronomischer Instrumentierung. Zuvor wurde ihm bereits die Tycho-Brahe-Medaille 2021 der Europäischen Astronomischen Gesellschaft für seine Entwicklung der Instrumente SINFONI und GRAVITY verliehen, und der Michelson Investigator Achievement Award 2020 des Lowell-Observatoriums und des Observatoire de la Cote d'Azur (OCA) für die bahnbrechenden Ergebnisse mit VLTI-GRAVITY. Eisenhauer ist zudem ausländisches Mitglied in der französischen Académie des Sciences.