Bausteine für Leben in Probe des Asteroiden Bennu nachgewiesen
Untersuchungen von Gestein und Staub des Asteroiden Bennu, die von der NASA-Raumsonde OSIRIS-REx zur Erde gebracht und unter anderem von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Centers of Astrochemistry (CAS) am MPE analysiert wurden, haben Moleküle zutage gefördert, die auf unserem Planeten als Grundbausteine für das Leben gelten. Außerdem wurden Spuren einer Salzlösung nachgewiesen, die als „Nährboden“ für die Wechselwirkungen dieser Verbindungen gedient haben könnte.

Verwendetes Instrument: OCAMS (PolyCam)
Zwar liefern die Ergebnisse keine Beweise für Leben selbst, aber sie deuten darauf hin, dass die für die Entstehung von Leben notwendigen Bedingungen im frühen Sonnensystem weit verbreitet waren, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sich Leben auf anderen Planeten und Monden gebildet haben könnte.
„Die OSIRIS-REx-Mission der NASA ist bereits dabei, das Verständnis über die Anfänge unseres Sonnensystems neu zu schreiben“, sagte Nicky Fox, Associate Administrator, Science Mission Directorate im NASA-Hauptquartier in Washington. „Asteroiden sind eine Zeitkapsel für die Geschichte unseres Heimatplaneten, und die Proben von Bennu sind entscheidend um zu verstehen, welche Bestandteile in unserem Sonnensystem existierten, bevor das Leben auf der Erde begann.“
In Forschungsarbeiten, die am Mittwoch in den Zeitschriften Nature und Nature Astronomy veröffentlicht wurden, haben Wissenschafterinnen und Wissenschafter der NASA und anderer Institutionen, darunter auch vom MPE, die Ergebnisse der ersten eingehenden Analysen der Mineralien und Moleküle in den Bennu-Proben vorgestellt, die OSIRIS-REx im Jahr 2023 zur Erde brachte.
„Die CAS-Gruppe ist sehr stolz darauf, zur Analyse der Probe des Asteroiden Bennu mit dem CAS-Ramanmikroskop beigetragen zu haben. Die Bennu-Probe von der OSIRIS-Rex-Mission wurde uns von unserem langjährigen Gastwissenschaftler, Prof. Dr. Philippe Schmitt-Kopplin vom Helmholtz Zentrum München, zur Verfügung gestellt“, sagt Paola Caselli, Direktorin am Center for Astrochemical Studies (CAS), das an der Studie beteiligt war. Die am CAS durchgeführte Analyse war Teil der Masterarbeit von Anique Shahid, die von Dr. Michela Giuliano, Dr. Tommaso Grassi, Prof. Paola Caselli (alle CAS) und Prof. Schmitt-Kopplin (Helmholtz) betreut wurde.
Einem Artikel in „Nature Astronomy“ zufolge wurden in den Proben unter anderem 14 der 20 Aminosäuren entdeckt, die von Lebewesen auf der Erde zur Herstellung von Proteinen verwendet werden, sowie alle fünf Nukleobasen, die in komplexeren irdischen Biomolekülen wie DNA und RNA zur Speicherung und Übermittlung genetischer Baupläne dienen, einschließlich der Zusammensetzung von Aminosäuren zu Proteinen.

Die Wissenschaftler beschreiben auch außergewöhnlich hohe Mengen an Ammoniak in den Bennu-Proben. Ammoniak ist in der Biologie wichtig, weil es mit Formaldehyd, das ebenfalls in den Proben nachgewiesen wurde, reagieren kann, um unter den richtigen Bedingungen komplexe Moleküle wie Aminosäuren zu bilden. Wenn sich diese Aminosäuren zu langen Ketten verbinden, bilden sie Proteine, die für fast alle biologischen Funktionen erforderlich sind.
Diese Bausteine für Leben, die in den Bennu-Proben entdeckt wurden, wurden schon früher in extraterrestrischen Gesteinen gefunden. Die Identifizierung dieser Bausteine in einer unberührten Probe, die im Weltraum gesammelt wurde, untermauert jedoch die These, dass Objekte, die sich weit entfernt von der Sonne gebildet haben, eine wichtige Quelle für die Grundbausteine des Lebens im gesamten Sonnensystem gewesen sein könnten.
Über das OSIRIS-REx Projekt der NASA
NASA Goddard war für das gesamte Projektmanagement, die Systemtechnik sowie die Sicherheits- und Missionsgarantien für das NASA-Projekt OSIRIS-REx (Origins, Spectral Interpretation, Resource Identification and Security-Regolith Explorer) verantwortlich. Der leitende Forscher ist Dante Lauretta von der Universität von Arizona in Tucson. Die Universität leitet das Wissenschaftsteam, die Planung der wissenschaftlichen Beobachtung und die Datenverarbeitung der Mission. Lockheed Martin Space in Littleton, Colorado, baute das Raumfahrzeug und stellte den Flugbetrieb sicher. Die NASA Goddard und KinetX Aerospace waren für die Navigation der OSIRIS-REx-Sonde verantwortlich. Die Kuration von OSIRIS-REx findet im Johnson Space Center der NASA in Houston statt. Zu den internationalen Partnerschaften bei dieser Mission gehören das Laser-Höhenmessgerät OSIRIS-REx der kanadischen Raumfahrtagentur CSA und die Zusammenarbeit mit der Hayabusa2-Mission der japanischen Raumfahrtagentur JAXA zur Untersuchung von Asteroidenproben. OSIRIS-REx ist die dritte Mission im Rahmen des NASA-Programms „New Frontiers“, das vom Marshall Space Flight Center in Huntsville, Alabama, für das Science Mission Directorate in Washington geleitet wird.